„Party-Jugend als Corona-Sündenbock?“, „Corona-Einschränkungen spalten Alt und Jung“. Solche Schlagzeilen zeigen: Das Zusammenleben von Jung und Alt in unserem Land ist eine Herausforderung – zu unterschiedlich sind manche Vorstellungen, Lebensumstände oder Verhaltensmuster. Diese Herausforderung kennen wir auch aus anderen Bereichen unseres Lebens, zum Beispiel unseren Familien oder Kirchgemeinden.
Da ist es gut zu wissen, dass die drei genannten Bereiche – Staat, Kirche und Familie – von Gott geschaffene Institutionen sind, in denen wir leben sollen. Spannend, dass Gott in diesen drei Bereichen junge und alte Menschen zusammenleben lässt. Gott schafft Räume, in denen man nicht unter seinesgleichen bleibt, sondern in verschiedenen Generationen miteinander lebt und füreinander da ist.
Die Advents- und Weihnachtszeit kann eine Gelegenheit sein, sich das neu bewusst zu machen und die Herausforderung anzunehmen. Vielleicht bleibe ich nach dem Gottesdienst noch und suche das Gespräch mit einem alten Gemeindeglied. Oder der Jugendkreis plant fürs neue Jahr ein Treffen mit dem Seniorenkreis. Auch in der Familie bieten sich Möglichkeiten, sei es ein Besuch bei den Großeltern, eine Postkarte oder ein überraschender Anruf.
Bei solchen Begegnungen entsteht manchmal ein bereicherndes Gespräch, sei es über das Leben im Allgemeinen oder vielleicht sogar über den Glauben an Jesus Christus. So können ältere Menschen einem auch zum Vorbild im Glauben werden. Nicht immer, weil sie spektakuläre Geschichten von Gottes unmittelbarem Wirken in ihrem Leben zu erzählen haben, sondern vielleicht einfach wegen ihrer Treue und Beharrlichkeit im Gemeindeleben und im Vertrauen auf Jesus Christus – durch gute und schlechte Zeiten hindurch.
Mich hat zum Beispiel ziemlich beeindruckt, was mir ein Bekannter von seiner dementen Oma erzählt hat. Sie war völlig durcheinander und hat den Pastor bei jedem Besuch neu kennengelernt. Aber sobald das Vaterunser oder bestimmte Gesangbuchlieder angestimmt wurden, stimmte sie ein. Sie hat diese Lieder in ihrem Leben oft gesungen, vielleicht auch mal bewusst auswendig gelernt. Das scheint mir ein riesiger Schatz zu sein und wir jungen Leute haben die Möglichkeit, auch einen solchen Schatz aufzubauen.
Staat, Familie, Kirche: Wir können uns weder unsere Mitbürger noch unsere Verwandten oder Glaubensgeschwister aussuchen. Und trotzdem: Gott sei Dank, dass wir sie haben – die jungen und alten.
Ein Beitrag von Sebastian Wenz, bis vor kurzem Bezirksjugendvertreter (BJV) in Sachsen-Thüringen