Ich habe für euch ein Gedicht herausgekramt: Bertolt Brechts „Epilog des Karfreitags“. Ein Ostergedicht? Jetzt schon? Ja! Denn zum einen gibt es keinen Osterkalender, was eigentlich ein schweres Versäumnis der Werbeindustrie ist. Zum anderen wird in der Rückschau noch viel klarer, was Weihnachten bedeutet: Gott geht mit uns. Auch heute!
Abermals gingen einige über sein Feld zur Abendzeit.
Der Himmel war dunkel. Wind ging. Das Korn blühte weit.
Sie gingen gebeugt und schwer im letzten Licht.
Ein fremder Mann ging mit ihnen. Sie kannten ihn nicht.
Sie waren traurig, weil Jesus gestorben war.
Aber einmal sagte einer: Es ist sonderbar.
Er starb für sich. Und starb ohne Sinn und Gewinn.
Dass ich auch nicht leben mag: dass ich einsam bin.
Sagte ein anderer: Er wusste wohl nicht, was uns frommt.
Sagte ein dritter: Ich glaube nicht, dass er wiederkommt.
Sie gingen gebeugt und schwer im letzten Licht.
Ein fremder Mann ging mit ihnen. Sie kannten ihn nicht.
Und einer sah übers Ährenfeld und fühlte seine Augen brennen.
Und sprach: Dass es Menschen gibt, die für Menschen sterben können!
Und er fühlte Staunen in sich (als er weiterspann):
Und dass es Dinge gibt, für die man sterben kann.
Und jeder hat sie, und er hat sie nicht.
Weil er´s nicht weiß. – Das sagte er im allerletzten Licht.
Es war ein junger Mensch. Es ging um die Abendzeit.
Der Himmel war dunkel. Wind ging. Das Korn blühte weit.
Sie gingen gebeugt und schwer im letzten Licht. Ein fremder Mann ging mit ihnen. Sie kannten ihn nicht.
Bertolt Brecht: Epilog des Karfreitags (gefunden bei: https://www.silkespeckenmeyer.de/?p=578)
Ein Beitrag von Daniel Leube (Bezirksjugendvertreter in Rheinland-Westfalen)