Als Kind gab es in meinem Zimmer ein Nachtlicht. Jeden Abend, wenn ich zu Bett ging, war ich dankbar, wenn meine Eltern dieses Nachtlicht in die Steckdose gesteckt haben. Dieses beruhigende Licht hat mich – zumindest in meiner Vorstellung – vor all den bösen Gestalten im Dunkeln beschützt. Denn, wenn das Licht nicht an war, verwandelte sich mein Spielzeug in Monster und in jeder Ecke sah ich dunkle Gestalten. Dieses kleine Licht aus der Steckdose jedoch vermochte das zu verhindern.
Glücklicherweise verlor ich die Angst vor der Dunkelheit und den in ihr lauernden Gestalten, als ich älter wurde. Mit den Jahren fühlte ich mich immer wohler in der Dunkelheit. Besonders im Studium hat sich mein Tagesrhythmus immer weiter verschoben – häufig arbeite ich bis spät in die Nacht. Daher hätte ich niemals gedacht, dass mich Dunkelheit noch einmal im Leben stören könnte.
Doch genau das ist mir diesen Winter bei meinem Auslandssemester in Schweden passiert. Je näher der Winter rückte, desto kürzer wurden die Tage. Am heutigen 21. Dezember geht die Sonne hier in Linköping erst um 8:45 Uhr auf und bereits um 15:06 Uhr wieder unter. Das sind nur noch etwa 6 Stunden Tageslicht. In Deutschland sind es am gleichen Tag noch 8 Stunden.
Nicht nur ich, sondern auch viele andere Austauschstudenten spüren die Auswirkungen des fehlenden Sonnenlichtes. Die Motivation sinkt, Energielosigkeit macht sich breit. Viele beginnen Vitamin-D3-Tabletten zu nehmen und fast alle passen ihren Tagesrhythmus den Tageslichtzeiten an. Immer wieder werden Tätigkeiten unterbrochen, um noch einmal kurz rauszugehen, bevor es schon wieder dunkel ist. Mit diesen Tricks komme ich mehr oder weniger gut mit dem fehlenden Tageslicht klar, doch ich glaube, mein Körper würde es nicht aushalten, wenn er noch weniger Sonnenlicht erhalten würde. Ende November bis Anfang Dezember konnte ich mit ein paar anderen Studenten eine Reise nach Kiruna, eine Stadt nördlich des Polarkreises, unternehmen. In unserer Zeit dort hatten wir nur ungefähr 2-3 Stunden Tageslicht. Mittlerweile geht die Sonne dort sogar gar nicht mehr auf….
Meine Zeit in Schweden hat mich Licht sehr zu schätzen gelernt. Es hat mir gezeigt, wie lebensnotwendig Licht ist: Es bringt Gesundheit, Motivation, Schutz und Kraft. Durch diese Erfahrungen gewinnt folgende Bibelstelle für mich an Bedeutung:
Da redete Jesus abermals zu ihnen und sprach: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.
Johannes 8,12
Jesus ist das Licht der Welt. Er kommt zu uns und mit ihm das Licht. Wir brauchen keine Angst mehr zu haben, er kommt für uns, er bringt uns Kraft und Schutz. Sein Licht ist lebensnotwendig, es gibt Trost und Hoffnung, auch in schweren Zeiten. Wir bleiben nicht in der Dunkelheit, er macht unser Leben hell – und das viel mehr als ein kleines Nachtlicht.
Ein Beitrag von Carolin Wehner, Jugendmitarbeiterin in Hessen-Süd