Über den ungemähten Rasen wird der Besuch bestimmt hinwegsehen können. Die Küche sieht zwar noch aus und das Essen braucht auch noch mindestens eine halbe Stunde weil in der Hektik des Wohnzimmeraufräumens vergessen wurde den Herd vorzuwärmen, aber zumindest der Tisch ist schon fertig gedeckt. Aber es ist ja glücklicherweise erst zehn vor sechs, ein paar Minuten ist noch Zeit. Doch nein, ausgerechnet heute kommt der Besuch genau die fehlenden paar Minuten zu früh…
Wer schon mal Gäste bekommen hat, kennt bestimmt eine derartige Situation. Der gute Wille alles schön herzurichten war da, doch es mangelte ganz klar an der Zeit. Schlussendlich ist doch wieder alles ziemlich stressig geworden. Aber mal ehrlich, ist das wirklich der Punkt? In erster Linie ging es doch darum, sich mal wieder zu sehen, nicht, dass das Haus aussieht wie aus einem Werbeprospekt und das überhaupt alles perfekt glänzt. Übertragen auf die Weihnachtszeit lassen sich Parallelen ziehen: „Je früher man mit den zahllosen Vorbereitungen anfängt, desto besser – am Ende fehlt einem ja erfahrungsgemäß doch wieder die Zeit…“. Wir setzen uns durch diesen ver-rückten Fokus einem Stress aus, der eigentlich vollkommen an dem eigentlich intendierten ‚Sinn‘ des Heiligen Abends vorbei geht: uns an die Menschwerdung unseres Herrn Jesus Christus zu erinnern! Dem, der in einem Stall zur Welt kam, geht es nicht um irdische Oberflächlichkeiten; Er wurde für nichts Geringeres als unsere Versöhnung mit Gott dem Vater ausgesandt. Diese Menschwerdung ist es, worauf wir in der Adventszeit hingewiesen werden. Aber sind somit nun alle Weihnachtsvorbereitungen verwerflich? Die Aussendung Gottes Sohnes in diese Welt ist absolut Grund zur Freude! Eine Freude, der Ausdruck verliehen werden möchte, die anstecken kann und darf, selbst in Zeiten von Corona.
Ein Beitrag von Gunther Scharlach, Jugendmitarbeiter in Niedersachsen-Süd