6. Türchen

Ein kleines Gespräch im Advent.
Ein junger Mann, Gast am Tisch, ein schöner Schelm,
fragt mich: „Was denken Sie?
Ist die Weihnachtsgeschichte richtig wahr, oder …?“

Ich frage zurück: „Oder was?“
(Nicht um Zeit zu gewinnen. Nur um die Frage zu verstehen.)

Er: „Ich meine: Sind die Details korrekt?
Gibt es da eine Richtigkeit, oder …?“

Ich noch einmal: „Oder was?“

Er: „Oder darf man das auch bezweifeln?“

„Ach so!“, sage ich.
„Na sowieso. Darf man zweifeln.
Möglichst gründlich.
Was frag-würdig ist, hält Fragen locker aus.“

Richtig? Oder?
Für mich – ist die Kühnheit hinter der Geschichte
so richtig, wahrhaftig großartig!
Diese Unerschrockenheit, die erzählt:
Dass Gott nah ist. Nicht weit weg. Für sich.
Nicht weltfremd, abgehoben in himmlische Höhen.
Sondern nah. Berührbar. Verwundbar.
Gott ist liebbar.

Diese Chuzpe, diese dreiste Frechheit,
die finde ich zum Niederknien schön.
Und diese kühne Schönheit –
die verlangt nach mehr als einem knappen Satz.
Die verlangt doch nach einer Geschichte.

Ja, nach einer richtig schönen Geschichte.
Mit Sternen. Und Staunen. Engeln.
Lumpengesindel. Musik. Einer Höhle. Gästen.
Geschenken. Winden mit Pipi.
Dazu Wind aus Bethlehem. Raue Hände. Staubige Haare.
Krumm gewachsene Tannenbäume.
Josef, der Fluchthelfer. Maria, die Gottesmutter.
Und ein neugeborenes Baby.

Diese Dreistigkeit, den ewigen Gott
in einem kleinen schutzlosen Kind zu entdecken,
macht die Geschichte so vollkommen.
So revolutionär. Und unverzichtbar.
Wirklich wahr!

Von Christina Brudereck aus ihrem Buch „Weltjahresbestzeit“

Ein Beitrag von Pfr. Per Tüchsen, Bezirksjugendpastor im Westland

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