Schon zum dritten Mal trafen sich die „Bethlehem Voices“ aus Hannover (Leitung: Susanne Gieger), „CHORdia“ aus Tarmstedt (Leitung: Kristina und Thorsten Gerdes sowie Birgit Frese) und die „Voices of Hope“ aus Hamburg (Leitung: Annemarie K. Utz) aus der Region Nord der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) am vergangenen Samstag zum gemeinsamen Chorfestival, nun schon zum zweiten Mal in Hermannsburg, wo sich die Große Kreuzkirche als ausgezeichneter Veranstaltungsort und die dortige Gemeinde als großartige Gastgeberin zeigten.
Bereits am Vormittag ging es für die drei Chöre nacheinander auf die Bühne zum Soundcheck. Die damit beschäftigten Techniker hatten gut vorgearbeitet und sorgten für ein ausgewogenes, realistisches Klangbild, unterstützt von einer gelungenen farblichen Ausleuchtung von Bühne und Altarraum.
Chorfestival, das ist nicht nur eine Abfolge von Einzelkonzerten der teilnehmenden Chöre, sondern auch immer ein Gemeinschaftserlebnis. Deswegen hat sich für den abschließenden Teil des Festival-Konzerts von Beginn an das gemeinsame Singen aller teilnehmenden Chöre etabliert. Das in den Wochen zuvor einzeln Geübte muss aber vor dem eigentlichen Konzert noch zusammengefügt werden. Also ist auch zu diesem Zweck vor dem Konzert am Abend nachmittags noch eine Probe erforderlich. Die Sängerinnen und Sänger haben also regelmäßig schon vor Festivalbeginn viel „gearbeitet“.
Power und musikalischer Darstellungskunst im Konzert waren die vorausgegangenen Anstrengungen allerdings nicht anzumerken. Alle drei Chöre entfalteten ein ausgesprochen facettenreiches Programm von traditionellen Gospels („Study War no More/Down by the Riverside“) über aktuelle Weiterentwicklungen aus dem skandinavischen Bereich („Wrap your Arms around me“) bis hinein in das afrikanische Liedgut aus Botswana („Jesu ukukhanya“), was dann sogleich auch einige afrikanische Zuhörende zu einer spontanen Tanzeinlage auf der Empore inspirierte. Anleihen aus der an geistlichen Inhalten durchaus reichen Popmusik („The Prayer/Lead me Lord“, „Viva la Vida“) fehlten ebenso wenig wie eine plattdeutsche Darbietung („Du bist ein Gott, der mich anschaut“) oder eine schon komplexere Neubearbeitung des Gospels „Joshua fit the Battle of Jericho“. Dass es auch moderne Songs gibt, die der persönlichen Verarbeitung von gerade schwer Erlebtem dienen können („Good News on a Bad Day“ oder die Rockversion von „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt“), gehört vielleicht zu den neu gewonnenen Erkenntnissen für die Zuhörerinnen und Zuhörer des Festivals. Der Gebetsteil mit Fürbitte und Vaterunser wurde schließlich eingeleitet und untermalt mit dem Taize-Lied „Wait for the Lord“, wozu sich alle Sängerinnen und Sänger um die in den Kirchenbänken versammelte Gemeinde gruppierten.
Noch bis weit nach Mitternacht saß eine große Runde von Mitgliedern aller drei Chören bei kühlen Getränken und guten Gesprächen beieinander und vertiefte den ohnehin schon bestehenden persönlichen Kontakt. Auch wenn es spät wurde: Selbstverständlich beteiligten sich die Chorsängerinnen und Chorsänger am Sonntag mit einigen Songs des gemeinsamen Programms an der Ausgestaltung des Gottesdienstes. Ein wenig „geschafft“, aber mit viel Musik in Kopf und Ohren traten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nach dem Gottesdienst die Heimreise an.
Nach alledem sei eigentlich nur eine Feststellung zulässig, hieß es: Nach dem Festival ist vor dem Festival!