Ende März traf sich die Jugendkammer der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) zur Frühjahrssitzung im Lutherischen Jugendgästehaus in Homberg/Efze. Das Gremium – bestehend aus den Bezirksjugendpastoren, den Bezirksjugendvertretenden, dem Hauptjugendpastor der SELK und als ständige Gäste dem Vertreter der Kirchenleitung der SELK und den Jugendvertretenden der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Baden (ELKiB) – bewältigte eine arbeitsintensive Sitzung, in der wie üblich die aktuelle Jugendarbeit beleuchtet wurde. Besondere Themen der Tagesordnung waren der Bericht des Hauptjugendpastors und die Weiterarbeit an den eigenen Strukturen.
In seinem Bericht legte Hauptjugendpastor Henning Scharff einen umfangreichen Überblick über die Jugendarbeit der letzten vier Jahre vor. Statistisch betrachtet, steht einem erfreulichen Zuwachs bei jungen Erwachsenen, der sich zum großen Teil der intensiven Arbeit unter geflüchteten Menschen verdankt, ein Rückgang bei den 14 bis 17-jährigen gegenüber. Da auch die Altersgruppen von 0 bis 13 Jahren einen deutlichen Rückgang aufweisen, rücken in den nächsten Jahren statistisch weniger junge Menschen in die Jugendarbeit nach. Somit würden junge Menschen rein statistisch zu einem immer „kostbareren Gut“ in unserer Kirche.
Der Rückgang der Zahlen habe auch weiterhin Auswirkungen auf die Gemeindewirklichkeit. So wird das Modell gemeindlicher Jugendkreis immer mehr zum bemerkenswerten Sonderfall. In 111 Pfarrbezirken gibt es nur noch 48 Jugendkreise. Diese Zahl nimmt nun schon über Jahre kontinuierlich ab. Den Schwierigkeiten in vielen Gemeinden, denen es oft an der „kritischen Masse“ von wenigstens vier bis fünf beteiligten Jugendlichen fehlt, begegnen die Verantwortlichen im Bezirk weiterhin mit einem breiteren Angebot an überregionalen Jugendveranstaltungen. Wo wegen fehlender kritischer Masse kein eigener Jugendkreis mehr möglich ist, da gewinnt die übergemeindliche Jugendarbeit immer stärker an Bedeutung. Die Anzahl der übergemeindlich angebotenen Veranstaltungen mit Jugendtagen, Schulungen und Gremiensitzungen steigt seit Jahren kontinuierlich. Inzwischen sind es knapp 80, die von den Kirchenbezirken organisiert werden. Hinzu kommen mindestens sechs bundesweite Treffen, die das Hauptjugendpfarramt veranstaltet. Das sind gut 20 Veranstaltungen mehr als zur Jahrtausendwende. Diese Veranstaltungen seien für viele Jugendliche kirchlich überlebenswichtig.
Mit einem Blick auf das kirchliche und soziale Umfeld verwies Scharff auf die Studie des Sozialwissenschaftlichen Instituts der EKD von 2018. Dort wird festgestellt, dass wir es in Deutschland mit der ersten postchristlichen Generation von Jugendlichen zu tun haben. Das bedeute, dass sich Selbstverständlichkeiten ändern. Dies muss allen kirchlichen Akteuren klar sein, um darauf reagieren zu können. „Es wird zunehmend wichtiger, dass in der kirchlichen Verkündigung die Alltagsrelevanz für die Lebensfragen von jungen Menschen deutlich wird. Für die typischen Lebensfragen von Jugendlichen nach Freundschaft, Liebe, Gemeinschaft und Sinn haben wir vom Evangelium her schließlich viel zu bieten.“, so Scharff.
In dem vor einem Jahr begonnenen Prozess zur Sichtung und Reformierung der eigenen Strukturen machte die Jugendkammer einen nächsten Schritt. Das Gremium nahm sich einen halben Tag Zeit, um hier weiterzuarbeiten. Es entstanden mehrere Entwürfe von Stellenbeschreibungen. Mit denen sollen die ehren- und nebenamtlichen Ämter wie Bezirksjugendvertretender, Bezirksjugendkoordinator bzw. –koordinatorin und Bezirksjugendpastor passgenau und übersichtlich zusammengefasst werden. Inzwischen besteht ein breiter Konsens über die Besetzung in den Bezirken: Großartig wäre ein Team aus Jugendpastor und Jugendkoordinator bzw. –koordinatorin. Die könnten auf Augenhöhe miteinander kooperieren und sich mit dem Jugendmitarbeitergremium zusammen die anfallenden Aufgaben teilen. So eine Besetzung würde die Einzelnen entlasten und für Kontinuität bürgen.
Neben den Berichten aus den Arbeitsgruppen der Jugendkammer war der Planungsstand beim Deutschen Evangelischen Kirchentag ein weiterer Beratungsgegenstand. Hier wird das Jugendwerk der SELK wieder mit einem eigenen Stand im „Zentrum Jugend“ vertreten sein. Die SELKiade, das größte Jugendtreffen der SELK, die 2020 in Südniedersachsen stattfinden soll, wurde in den Blick genommen.
Außerdem wurde der Haushaltsplan für die Jahre 2019 und 2020 mit einem Etat von jeweils gut 30.000 Euro beraten und verabschiedet. Dieser Etat speist sich jährlich in der guten Hälfte seiner Einnahmen aus Zuschüssen des Kinder- und Jugendplan der Bundesregierung, die der Hauptjugendpastor über die Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland e.V. (aej) beantragt und nachweist.
Personelle Besetzung in der Jugendkammer
Für den terminlich verhinderten Jugendpastor aus Niedersachsen-Süd sprang sein gewählter Stellvertreter, Johannes Heicke (Schwenningdorf), ein. Der im Kirchenbezirk Niedersachsen-Ost gerade erst gewählte Jugendpastor Matthias Forchheim (Scharnebeck) konnte terminlich noch nicht teilnehmen. Der Kirchenbezirk Sachsen-Thüringen war nicht vertreten, da dort zeitgleich Bezirkssynode war. Im vakanten Kirchenbezirk Hessen-Süd ist Michael Krutzky (Reiskirchen) als Jugendkoordinator gewählt worden. Auch in der Lausitz gibt es mit Philipp Böhm (Dresden) einen neuen Jugendkoordinator, der Matthias Reffke (Guben) nachgefolgt ist. Ebenso hat die Lausitz einen neuen Bezirksjugendvertreter. Laurenz Geisler (Dresden) ersetzt Friedrich Haaser (Hohendubrau). Schließlich wurde auch in Niedersachsen-West ein neuer Bezirksjugendvertreter gewählt: Jonas Wehber (Byhusen) folgt hier auf Noah Rothfuchs (Tarmstedt).
Die vor Jahren im Bezirk Berlin-Brandenburg entstandene Idee eines Jugendkoordinators erfreut sich inzwischen wachsender Beliebtheit. Bei der aktuellen Sitzen waren fünf Koordinatoren beteiligt. Allerdings waren nur drei Jugendpastoren anwesend. Drei waren verhindert und es bestehen weiterhin vier Vakanzen. Die Vakanz im Jugendpfarramt scheint vom absoluten Ausnahmezustand zur bedauerten Normalität geworden zu sein.