Ende November fand in Kassel das 7. aej/ESG-Forum Wissenschaft & Praxis statt. Das provokante Thema lautete: „(Wie) ist Gott noch für junge Menschen zukunftsfähig?“
Vor dem eigentlichen Forum präsentierte Dr. Thomas Gensicke der wichtigsten Ergebnisse der Shell Jugendstudie 2019. Er zeigte zunächst die wichtigsten Ergebnisse im Überblick und fokussierte dann das Thema „Religion“ in der Shell Jugendstudie und darüber hinaus in weiteren Studien.
Die untersuchte Generation ist eine pragmatische Generation, teils politisch sehr aktiv. Der Glaube an Gott verliert bei evangelischen Jugendlichen an Wichtigkeit und zwar insbesondere bei jungen Männern zwischen 12-25 Jahren im Vergleich zu 2010. Zwar finden 79% der Evangelischen es gut, dass es eine Kirche gibt, aber 59% der Befragten sagen, dass die Kirche keine Antworten auf Fragen hat, die sie bewegen sowie 65% der Meinung sind, dass die Kirche sich ändern müsse, wenn sie eine Zukunft haben will.
Nach diesem Auftakt wurde im Forum dann in verschiedenen Vorträgen diskutiert, (wie) Gott noch für junge Menschen zukunftsfähig ist. Empirische Studien vertieften, wie Jugendliche und junge Erwachsene Glaube und Kirche sehen. Fabian Peters, M.Sc. stellte die Ergebnisse der „Freiburger Studie“ dar: Bis 2060 verliert die EKD voraussichtlich über 50% ihrer Mitglieder. Für die evangelische Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist zudem bedeutsam, dass die Austrittswahrscheinlichkeit (bis 31 Jahre) bei Männern bei 30% und bei Frauen bei 22% liegt. PD Dr. Hilke Rebenstorf stellte in ihrem Vortrag dar, wie zentral das Selbst bei jungen Menschen ist und wie sie sich innerhalb einer religiös-säkularen Konkurrenz befinden. Prof. Dr. Wolfgang Schröer beschrieb u. a., dass sich evangelische Jugendliche als Minderheit fühlen und das Bedürfnis haben, eine größere Gruppe zu sein. Diese Erkenntnisse wurden nach einem Impuls, dem Aufzeigen kirchlicher Perspektiven, des EKD-Vizepräsidenten Dr. Thies Gundlach im Plenum diskutiert.
Wie Jugendliche, Religion und Kirche aber zusammenkommen können, wurde am nächsten Tag problematisiert. Michael Freitag stellte in seinem Vortrag die Attraktoren dar, die hochreligiöse Jugendliche aus der verfassten Kirche und Freikirchen hin zu frei flottierenden Bewegungen ziehen und schloss damit, dass eine neue Reformation nötig sei, um diese Emigranten zu halten. Prof. Dr. Tobias Faix zeigte auf, dass die konfessionellen Identitäten von jungen Menschen fluider werden und es gelungener Anknüpfungspunkte für die Kommunikation mit ihnen bedarf. Prof. Dr. Marcel Saß stellte schließlich die These auf, dass die Institution Kirche als staatsanaloge Institution an der jungen Generation im digitalen Zeitalter vorbei kommuniziert. Die Abschlussdiskussion verdeutlichte schließlich die Notwendigkeit das Evangelium so zu kommunizieren, dass es bei jungen Menschen Gehör findet.
Das Forum wurde von Mitgliedern der aej und der ESG gut besucht und lieferte wichtige Erkenntnisse und Diskussionen – auch im Hinblick auf die Sprachfähigkeit über den Glauben. Abgerundet wurde das Forum durch die feierliche Verabschiedung von Michael Freitag aus der Geschäftsstelle der aej (Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland e.V.).