Weihnachten im Pool
Moin! Ich bin Johanna, BJV des Bezirkes Niedersachen-West und wohne, sowie studiere in Hannover (bleibe meinem Bezirk aber natürlich treu!).
Bei den Überlegungen für meinen Beitrag bin ich während ich suchend durch mein Zimmer getigert bin, auf mein altes Reisetagbuch gestoßen. Das hatte ich im Oktober 2020 mit nach Brasilien, zu meinem Freiwilligendienst in Novo Hamburgo, genommen. >Sowas erlebt man ja nicht alle Tage, das muss festgehalten werden!< waren wohl meine Gedanken. Dass ich es mal als Grundlage für einen Adventskalenderbeitrag nehmen würde, hatte ich zwar nicht gedacht, aber hier sitze ich jetzt und lasse mein erstes Weihnachtfest außerhalb von Deutschland revuepassieren.
Von meiner Arbeit bei einem Kinderheim bekam ich über Weihnachten frei und bin zusammen mit vier anderen Freiwilligen Ende Dezember in eine dreiwöchige Tour durch Brasilien gestartet.
Der erste Stopp unserer Tour war Foz de Iguazú. Riesige Wasserfälle am Länderdreieck von Brasilien, Argentinien und Paraguay, die wir staunend bewundert haben. Das Pantanal, war zwei Tage später schon unser nächster Halt. Dort haben wir auch Heiligabend und den ersten Feiertag verbracht. Das Pantanal ist das größte Binnenland- Feuchtgebiet der Erde und knapp halb so groß wie Deutschland. Dementsprechend lange hat es gedauert bis wir auf der Farm São João ankamen.
Bei der stechenden Sonne und den vielen Moskitos war es für mich nur schwer vorstellbar, dass meine Familie und FreundInnen in Deutschland gerade in schön geheizten und weihnachtlich geschmückten Zimmern, womöglich mit Glühwein und Keksen saßen oder noch letzte Geschenke einpackten. Für mich war es das erste Mal, dass ich Weihnachten nicht zu Hause feierte. Auch wenn die Konstellationen, wo und mit wem ich Heiligabend verbrachte, jedes Jahr anders waren, sprang diese Version doch ziemlich aus der Reihe.
Den 24. Dezember starteten wir deshalb mit einem Ausritt in die nahegelegene Umgebung. Lange Kleidung trugen wir nur, als Schutz vor den Moskitos und sonstigen Krabbeltieren. Und als Abkühlung ging es danach natürlich eine Runde in den Pool! Bei einer Safari am Nachmittag konnten wir neben Alligatoren, auch Wasserschweine, Nasenbären und Aras beobachten. Und als krönender Abschluss endete der Tag mit einer gemeinsamen Weihnachtsfeier für alle Besuchenden der Farm. Diese stellte sich allerdings als recht normales Abendessen (im Vergleich zum Abend vorher) heraus. Wir haben uns dann aber einen schönen Abend gemacht und zu fünft untereinander Briefe ausgetauscht, die wir uns gegenseitig vorher geschrieben hatten. Darin haben wir uns gesagt, was wir aneinander schätzen und bewundern. Es war sehr emotional und wir haben noch lange geredet, bevor wir uns in unsere Hängematten gelegt haben.
Was ich durch diese Geschichte gemerkt habe ist, dass Weihnachten keine bestimmte Form, keine bestimmten Rituale braucht. Natürlich bin ich mit Schnee, einem geschmückten Tannenbaum und einer Menge duftender Kekse schon deutlich mehr in Weihnachtsstimmung, aber vor allem machen es doch die Menschen aus. Die Menschen, mit denen wir an diesem Abend zusammen sind und mit denen wir uns erinnern können, warum wir dieses Fest feiern. Die Menschen, die uns zeigen, wo wir zu Hause sind und dass wir geliebt werden. Die Menschen, die uns Geborgenheit und dieses wohlige Gefühl schenken.
Und damit: frohe Weihnachten!
Ein Beitrag von Johanna Sabin, Bezirksjugendvertreterin in Niedersachsen-West