Bereitet den Weg des Herrn und macht seine Steige eben!
Lukas 3,4c
Stau auf der Autobahn. Der Termin steht. Die Zeit läuft. Eine dreispurige Piste, aber Hindernisse verhindert sie nicht, denke ich. Frau Google tönt: „Sie befinden sich auf der schnellsten Route!“
Garantiert keine menschliche Stimme, aber dieser kleine Satz tröstet. Die Algorithmen sehen den Verkehr ja gut von oben. Ich werde ruhiger und freu mich, dass ich die Worte für die Andacht noch mal kurz betrachten kann: Bereitet den Weg! Macht die Steige eben!
Da fällt mir die Baustelle vor unserer Kirche ein. Wegen der Gasleitung wird die Straße einen Meter breit aufgerissen. Ganz hinten sitzt ein echt drahtiger Mann. Acht Stunden am Tag hockt er da und legt unter Mühen die Pflastersteine auf´s Feinste wieder ein und klopft sie fest.
Und dann fällt mir ein, wie wir Menschen uns abmühen um das nötige Geld zum Leben und manche zum Überleben. Wie wir alles schön machen, doch dann kommt ein Platzregen und spült alles wieder weg, was wir uns aufgebaut haben. Wir versinken im menschlichen Schlamassel. Und in der Hitze so mancher selbstgemachten Gefechte enden wir im Burnout. Von oben, von Gott aus, muss das alles ziemlich mitleiderregend aussehen, wie wir uns abstrampeln.
Kurz darauf fällt mir die Liedzeile ein: „Meine Seele ist stille zu Gott, der mir hilft.“ Und denke: So könnte das vielleicht auch gemeint sein mit dem Straßenbau für Gott. Aufhören, stille werden und staunen – darüber, dass Gott schon längst angekommen ist trotz aller Hindernisse zwischen uns und ihm. Ganz still und leise ist er gekommen im Stall zu Bethlehem. Und noch heute ist der tröstliche Ruf des Engels über den Feldern der geplagten Hirten zu hören: Fürchtet euch nicht! Jetzt geht mir auf: Diese Route ist wie für mich gemacht!
O komm, du Sohn aus Davids Stamm, du Friedensbringer, Osterlamm. Von Schuld und Knechtschaft mach uns frei, und von des Bösen Tyrannei. Nah bist du, Herr, darum freuen wir uns und singen Halleluja.
Ein Beitrag von Pfr. Michael Otto, Superintendent in Rheinland-Westfalen
